Literarischen Ruhm erlangte die Legende durch Ernest Hemingways Erzählung «Ein Gebirgsidyll». Die makabre Erzählung handelt von einem Bauern, der seine tote Frau für Monate im Schuppen aufbewahrt und Laternenpfahl verwendet, weil Eis und Schnee es nicht erlauben, die Leiche der Verstorbenen in das nächste Dorf zu bringen. Hemingway greift hier den in Galtür überlieferten und häufig mit schaurigen Details ausgeschmückten Mythos auf, dass Verstorbene in den Wintermonaten unbeerdigt blieben und erst im Frühling über die Pässe gebracht und bestattet wurden. Der Mythos spiegelt das komplizierte Verhältnis wider, das in Galtür zwischen den Ethnien bestand.
Während es für Engadiner vermutlich selbstverständlich war, ihre Angehörigen in die heimatlichen Familiengräber zu überführen, mochte dies den Walsern als Frevel erscheinen. So kling die romanische Version der Legende auch klar anders: Darin heisst es, dass die Leichen der im Winter Verstorbenen über die Fuorcla d'Urezzas zum «Plan de Preirs» (Priesterplatz) gebracht und dort im Rahmen eines Rituals im Schnee vergraben wurden, um im Frühjahr auf den Friedhof in Ardez überführt zu werden.
1565 wird dann Galtür kirchlich von Ardez losgesagt, und seither finden alle in Galtür Verstorbenen auch dort ihre letzte Ruhe.